Vor aller Augen stirbt in Polen das Christentum. Grund dafür ist nicht etwa die Propaganda der Freidenker oder die Umtriebe von Freimaurerlogen und internationale Verschwörungen. Wir selbst sind dabei, das Christentum auszumerzen, wir, Geistliche, die eifrigsten Mitglieder der Kirche, auf eigenen Wunsch und mit eigenen Händen. Immer weniger Menschen identifizieren sich mit der Kirche. Das statistische Institut der katholischen Kirche verzeichnete vor kurzem den seit Jahren stärksten Rückgang praktizierender Katholiken. Im Jahr 2016 sank die Zahl im Vergleich zum Jahr 2015 um mehr als 3 Prozent auf 36,7 Prozent – die niedrigste Zahl in der Nachkriegsge­ schichte Polens.

Was ist geschehen? In unsere Religiosität wurde ein Element integriert, das sie sprengt. Es ist unsere Feindseligkeit. Sie ist nicht bloß ein viraler Infekt, sondern wurde uns zur Gewohnheit und ist gewissermaßen jenes Merkmal, an dem man uns erkennt. Doch wo Feindseligkeit herrscht, da kennt das Bürgerrecht den Hass – der Feind muss ja ausgelöscht werden. Menschen dürfen also bespuckt, verhöhnt und getreten werden, man darf sie ohne Begründung der Niedertracht und sogar verbrecherischer Taten anklagen, während man sich auf das Evangelium beruft, als Retter christlicher Werte und der Kirche aufspielt, zum „Hellen Berg” (Jasna Gora) pilgert, die Hände gottesfürchtig zum Gebet faltet und sich in den Medien ins Gebet vertieft präsentiert. Das ist kein     Christentum  mehr, sondern seine Parodie.

Die Antikatechese von den Flüchtlingen

        Wie tief diese Feindseligkeit unser Denken durchdrungen hat, zeigt die Einstellung gegenüber Flüchtlingen und Migranten. Noch vor zehn Jahren waren 70 Prozent der Polen der Ansicht, dass wir, die wir selbst als Flüchtlinge in anderen Ländern Aufnahme fanden, jenen, die vor Krieg fliehen, Gastfreundschaft erweisen sollten. Heute ist das anders: 63 Prozent der Polen sind gegen die Aufnahme von Flüchtlingen. Das ist das greifbare Resultat jener aggressiven Antikatechese, die von Politikern betrieben wird. Sie finden dabei bedauerlicherweise Unterstützung bei vielen Geistlichen.

Keiner wird behaupten, dass die Aufnahme von Migranten einfach ist, zumal wenn sie einer anderen Kultur und Religion angehören. Doch zeigt jeder Mensch, der Unrecht erleidet und in Not ist, somit jeder Flüchtende – daran erinnerte Papst Franziskus – ,,das Antlitz Christi”. Jene, die die Grenzen vor den Fremden schließen wollen, behaupten, sie schützten damit die christliche Zivilisation, die religiöse Kultur, ja, das Evangelium und Christus selbst. Doch unser heiliggesprochener Papst lehrte, dass „der Mensch der Weg der Kirche” ist. Wir haben dem Menschen zu dienen. Jedem Einzelnen. Dem Nächsten und insbesondere dem Fremden die Hand zu reichen heißt, sich für Christus und die Kirche einzusetzen.

Es fällt schwer zu glauben, wie tief sich die Feindseligkeit in den Köpfen polnischer Katholiken eingenistet hat. Letztens meinte ein mir gut bekannter, angesehener Geistlicher: ,,Ein Glück, dass unsere Regierung diesen Pöbel nicht nach Polen ließ… Das sind ja keine Menschen, sondern Wilde. “

Jene, die heute Polen regieren, appellieren an die dunkelsten Winkel der polnischen Seele. Sie haben ein „Schreckgespenst” erschaffen, mit dem sie fast zwei Dritteln der polnischen Bevölkerung Angst ein jagen. Sie wussten, das bringt ihnen den Wahlsieg. Die Flüchtlinge aus Afrika und dem Nahen Osten – so wurde den Leuten eingehämmert – sind nicht Menschen, die um Hilfe bitten, nicht Opfer von Gewalt, sondern zynische Moslems, die die katholische Nation zerstören und die polnischen Frauen vergewaltigen werden.

Immerhin schlug die Bischofskonferenz vor, ,,humanitäre Korridore ” zu schaffen, wie es sie in anderen Ländern gibt. Ohne den Staatshaushalt zu belasten, ermöglichen sie es, Patienten in kritischem Zustand, die in Syrien keine Hilfe zu erwarten haben, eine Behandlung zukommen zu lassen. Doch unsere Regierung – ihre Minister sitzen während der „Monatsfeiern” für Smolensk in der Kathedrale von Warschau in den ersten Reihen – lehnte diesen Vorschlag mit der Begründung ab, dass – wenn ich das richtig verstanden habe – er eine Gefahr für die Sicherheit des Staates darst ellen würde. Größere Heuchelei ist kaum vorstellbar.

Man muss es laut aussprechen: Die polnische Flüchtlingspolitik ist eine Schande. Kardinal Kazimierz Nycz sagte: ,,An der Grenze Europas und vor den Augen der zivilisierten Welt sterben hilflose Menschen.” Und wir – anstatt Hilfe anzubieten – radieren das Evangelium aus. Während verbündete Länder in unserer europäischen Gemeinschaft, wie zum Beispiel Griechenland und Italien, mit dem Flüchtlingsproblem zu kämpfen haben, entzieht sich Polen der Solidarität und isoliert sich immer mehr.

In dieser Situation ist jeder einzelne Schritt von Bedeutung, wie beispielweise der Vorschlag von Janina Ochojska, unterstützt vom Primas und vom Vorsitzenden der Bischofskonferenz: Am 14. Januar, dem Welttag für Migranten und Flüchtlinge, sollten die Priester das Messformular für die Flüchtlinge verwenden.

Zahlreiche Gläubige, die um die Kirche besorgt sind, verlangen von unseren Hirten eine Erklärung an die Regierenden, dass sie das Recht der demokratisch gewählten Volksvertreter auf die Führung der Innen­ und Außenpolitik respektieren, sich jedoch gleichzeitig als Hirten der Kirche dafür verantwortlich fühlen, ,,auch politische Angelegenheit en einer moralischen Beurteilung zu unterstellen, wenn die Grundrechte der menschlichen Person oder das Heil der Seelen es verlangen” (,,Gaudium et spes”, 76). Daher sollten die Hirten der polnischen Kirche erklären, dass die Haltung der Regierung gegenüber den Flüchtlingen nicht mit dem Evangelium und dem Christentum übereinstimmt. Sie sollten darum bitten, dass sich die Regierung der Republik Polen in ihrer Politik nicht auf die Sorge um die christliche Religion oder um die katholische Kirche berufe. Denn die Bischöfe sind der Meinung, dass eine solche „Sorge” der Kirche nicht dient, sondern sie vielmehr zerstört .

Allgemein ist die Ansicht verbreitet, dass die Verantwortung für das Inferno, das über Polen hereinbrach, bei einem einzigen Mann liegt. Auch ich war dieser Meinung. Doch als die diffamierenden Formulierungen vom „Mordanschlag von Verrätern” und den „Kanaillen” im Sejm fielen und die Abgeordneten der Regierungspartei sich nicht im geringsten dafür genierten, sondern diese Beschimpfungen sogar mit standing ovations bedachten, wurde mir klar, dass sie es sind, sie, die dastehen und ihren Beifall bekunden, die eigentlich die Verantwortung dafür tragen, was jetzt vor sich geht.

Vor noch nicht langer Zeit wurde Polen hochgeachtet und war führend in den Veränderungen nach dem Fall des Kommunismus, jetzt ist es der „kranke Mann” Europas. Abgeordnete und Senatoren , seht Ihr denn das nicht? Viele hochgeachtete Autoritäten klagen Euch an, dass Ihr Polen zugrunde richtet, ich hingegen klage Euch an – beschämt, doch mit aller Entschieden­ heit – dass Ihr das Christentum zugrunde richtet. Daher bitte ich Euch, es zu unterlassen, Euch als Verteidiger der Kirche zu bezeichnen.

Das Gift aus dem Radio

Die Gegner der Aufnahme von Flüchtlingen wären nicht so erfolgreich, wenn sich nicht seit Jahren die Feindseligkeit im religiösen Leben in Polen breitgemacht hätte. Psychologen wissen, dass das beste Mittel zur Gruppenintegration – wenn auch ein zweifelhaftes – die Erfindung eines äußeren Feindes ist, mit dem man drohen kann. Weltmeister darin ist Pater Tadeusz Rydzyk. In seinen Auftritten wiederholen sich Formulierungen wie: Wir werden verfolgt, man will uns zugrunde richten, weil wir Polen und die Kirche lieben, wir werden unablässig angegriffen … Unsere Kritiker „versprühen Hass gegen die Polen, gegen das Land, gegen die Kirche und Radio Maryja”, meint der Pater und Radio-Direktor. Gibt es etwa keine Gebete im Sender Radio Maryja, in den Sendungen der Fernseh-Station Ich harre aus und in Unser Tagblatt? Doch, es gibt sie. Genauso wie es hochkarätige Konferenzen gibt und interessante Texte. Weshalb werden sie dann von Wisniewski und Geistlichen wie ihm kritisiert? Weil diese Gebete durchsetzt sind mit Angriffen auf Menschen – und das ist längst kein Christentum mehr.

Überall Feinde und Kritiker zu sehen, ist das Merkmal von Sekten. [Der britische Historiker] Prof. Norman  Davies, den wir für seinen nüchternen Blick auf die polnische Geschichte bewundern, weil er in ihr erkennt, was einheimische Historiker nicht sehen, formulierte unlängst: ,,Den Gläubigen in Polen wird in den Kirchen Gift eingeträufelt.” Dieser Satz trifft genauso auf die Medien des Paters, ihres Direktors, zu. Eine Zeit lang bemühte sich der Autor dieser Zeilen um gemeinsame Rosenkranzgebete mit Radio Maryja, doch sie erwiesen sich auf längere Sicht als unmöglich: Unmittelbar nach dem „Amen” ließ Herr Michalkiewicz  oder ein anderer ,,inspirierter Patriot” Beschimpfungen gegen politische Gegner los. Der Hauptfeind war jeweils die Vorgänger-Regierung, die „Polen ausgeplündert, herabgewürdigt und an Berlin verkauft” hätte.

Unlängst fand in Torun wieder eine Feierlichkeit des Radiosenders statt. Bischof Wieslaw Mering feierte die Messe, assistiert von einigen Dutzend hohen Kirchenvertretern. In Anwesenheit der frömmsten Minister und Abgeordneten (Macierewicz, Ziobro, Szyszko, Blaszczak, Piotrowicz, Czarnecki) „kanonisierte” er den Pater und Direktor des Senders, dann verwies er auf dessen epochale Errungenschaften (,,Wir danken dir dafür, dass du die Liebe zum Vaterland weckst, für die schwierige Kunst, den Dienst am Vaterland zu lehren, und die wahrhaftige Darstellung seiner Geschichte”, aber auch dafür, ,,dass Radio Maryja unverbrüchlich alle Lügen rund um die Tragödie von Smolensk anprangert und so das Gewissen der Polen weckt”). Beehrt wurden die Feierlichkeiten mit Sendschreiben des Präsidenten und der damaligen Premierministerin, vor allem jedoch des Vorsitzenden der PiS: Jaroslaw Kaczynski, der noch vor wenigen Jahren behauptete, Pater Rydzyk diene den Interessen Russlands, schrieb: „Die Vorsehung hat Pater Tadeusz Rydzyk auf unseren Weg gesandt.”

Mit aller Deutlichkeit muss gesagt werden: Radio Maryja, der Fernsehsender Ich harre aus und Unser Tagblatt versprühen seit Jahren ihr Gift und nennen es Verkündigung. Dieses Gift wirkt umso stärker, als seine Verbreitung von vielen Bischöfen unterstützt wird. Unser unvergesslicher Erzbischof Jozef Zycinski hat mutig öffentlich erklärt, dass dieses Werk wenig mit dem Christentum zu tun hat und die Menschen aus der Kirche treibt. Ich bin überzeugt, dass viele Bischöfe diese Ansicht teilen, doch sie schweigen. Jene Bischöfe, die nach Torun fahren und den „großen Evangelisierer des Volkes” rühmen, die zu den Feiertagen ihre Glückwünsche an Unser Tagblatt schicken und so den Aktivitäten von Pater Rydzyk Glaubwürdigkeit verleihen – diese schweigen nicht.

Ich habe mich dazu entschlossen, diese Zeilen zu verfassen, weil ich bei zahlreichen wunderbaren Menschen Sorge und Kummer erkenne, ja sogar die Absicht, die Kirche zu verlassen. Für sie konzentriert sich unsere Gemeinschaft nicht mehr auf Liebe und Wahrheit. Wenn die Bischöfe nur wüssten, wie viele es sind und wie schwer es ihnen fällt, in der Kirche zu bleiben …

Ihr, verehrte Bischöfe , tragt die Verantwortung für die polnische  Kirche  und für die Verkündigung des unverfälschten Evangeliums. Wenn Ihr weiterhin passiv bleibt, werden sich die Kirchen leeren. Viele Gläubigen erwarten, dass Ihr klarstellt – da der katholische Charakter der Medien, die Pater Rydzyk gründete, nicht wiederhergestellt werden kann-, dass diese Medien kein Recht dazu haben, sich als „katholisch” zu bezeichnen. Und dass das Radio von Torun nicht den Namen „Maria”  tragen  kann, da sein Programm das Evangelium verunglimpft, und damit auch die Gottesmutter. Ja, ich klage Radio Maryja, das Fernsehen Ich harre aus und Unser Tagblatt an, dass sie das Christentum und die Kirche in Polen zugrunde richten.

Die monatliche Profanierung

Da ich mich entschlossen habe, Alarm zu schlagen, weil Polen dabei ist, entchrisdicht zu werden, darf ich die Lektion nicht unbeachtet lassen, die uns seit sieben Jahren in der „Krakauer Vorstadt” in Warschau erteilt wird. Ich meine die „Monatsfeiern” für Smolensk.

Auf das, was in der Kathedrale von Warschau vor sich geht, gehe ich nicht ein: Die schockierenden Formulierungen in den Predigten habe ich mehrfach zitiert . Dass diese halb religiösen, halb politischen Treffen weiterhin stattfinden, erstaunt mich immer noch. Hier möchte ich auf das verweisen, was sich nach dem Verlassen der Kathedrale abspielt. Die Prozession setzt sich in Bewegung. An ihrer Spitze wird das Kreuz getragen. Es wird der Rosenkranz gebetet. Auf den Transparenten ist zu lesen, dass die Tragödie von Smolensk ein geplantes Verbrechen war, dass es „ein Anschlag war”. Gezeigt wird das Porträt von Tusk gemeinsam mit Putin, darunter steht: ,,Es ist [ihnen] geglückt”.

Am Präsidentenpalast angekommen, werden Blumen niedergelegt. Dann der Höhepunkt: Die Ansprache des Vorsitzenden der PiS, der regelmäßig seine politischen Gegner als Verräter brandmarkt, Hass versprüht und aufstachelt : ,,Man wollte unser Gedächtnis ersticken, da man es fürchtete. Schuld daran ist die Regierung von Donald Tusk. Sie unternahm alles, um dieses Gedächtnis auszulöschen”,

,,Antoni vollbrachte mit seiner Mannschaft ein Wunder” (sechster Jahrestag). ,,Man hat die Polen unablässig belogen, man  hat  uns  Polen  unablässig belogen”.

,,Noch war der Präsident und seine Ehegattin nicht bestattet, da begannen schon die Angriffe (… ), die ganze Maschinerie der Herabwürdigung wurde in Bewegung gesetzt, das Kreuz geschändet(… ), man trat sämtliche grundlegenden Regeln unserer europäischen Kultur mit Füßen. Es kam zu einem wahren Ausbruch von Hass gegen die polnische katholische Tradition (.. .) All das geschah mit Billigung, wenn nicht sogar auf Anweisung der Regierung” (fünfter Jahrestag).

Der Zug endet  mit  einem  Gebet, das häufig von Pf. Scanislaw Malkowski geleitet wurde (derzeit wird er von einem anderen Geistlichen vertreten). An der Seite des Vorsitzenden sprach er Exorzismen, gerichtet gegen den Präsidentenpalast, in dem [der damalige Präsident] Bronislaw Komorowski wohnte. Es muss laut ausgesprochen werden: Das ist nicht Christentum, sondern seine Parodie und eine Profanierung des Kreuzes! Feindseligkeit und Hass als Religion verpackt sind schlimmer als Unglaube. Warum verstehen so viele Menschen nicht: Das ist eine Epidemie.

Viele Gläubige erwarten, dass die Bischofskonferenz endlich klar stellt, dass diese „Monatsfeiern” keinerlei religiösen Charakter besitzen und dass dabei kein Kreuz getragen werden darf. Und dass die Bischöfe die Geistlichen dazu auffordern, an diesen Aufmärschen nicht teilzunehmen. Ich aber klage Jaroslaw Kaczynski an, die Organisatoren und die Teilnehmer an den Monatsfeiern (auch jene, die im guten Glauben daran teilnehmen), dass sie das authentische Christentum und die Kirche in Polen zugrunde richten .

Der Hass auf den Straßen

Immer öfter sind auf Polens Straßen und Plätzen absonderliche Appelle zu hören: „Mit Hammer und Sichel gegen das rote Pack”, ,,Juden weg von der Macht”, ,,Weiße Kraft, weiße Rasse!”, ,,Reines Blut, kühler Verstand”, ,,Europa wird weiß sein oder es wird menschenleer sein”, ,,Sieg heil”. Die Politiker nehmen Gruppen, die solche Parolen schreien, offensichtlich nicht ernst, oder hegen sogar, wie mir scheint, gewisse Sympathien. Auch zahlreiche Geistliche halten diese Schreihälse für echte Patrioten, auf dem „Hellen Berg” werden sie mit allen Ehren empfangen, wie letzten Samstag. 13 Der Subprior des Klosters verkündete:

,,Ihr seid die Helden des 21. Jahrhunderts.” Als wären Nationalismus, Antisemitismus und Fremdenhass nicht lebensbedrohende Krankheiten. Man darf sie – das lehrt uns die Geschichte des 20. Jahrhunderts -nicht verharmlosen.

Ich bin keineswegs gegen Kontakte von Priestern mit solchen Gruppen, ganz im Gegenteil. Nur müssen sie im Geist des Evangeliums stattfinden. Die Organisatoren solcher Feiern für Fußballfans am „Hellen Berg” mögen sich nicht bewusst sein, dass die Eucharistie mit aggressivem, hasserfülltem Verhalten nicht zu vereinbaren ist, doch die theologisch gebildeten Pauliner-Patres haben die Pflicht, sie aufzuklären und zu verlangen, dass solches Verhalten zu unterlassen ist, wenn man am „Hellen Berg” empfangen werden möchte. Ähnlich ist es mit dem Unabhängigskeitsmarsch, der unter dem Motto „Wir wollen Gott” organisiert wurde. Wenn eine Gruppe, Organisation oder Vereinigung als katholisch gelten will, dann hat sie auf Feindeligkeit und Hass zu verzichten. Deshalb klage ich Priester an, die Nationalismus und Feindseligkeit tolerieren , und besonders jene, die sie sogar gutheißen: Mit diesem Verhalten richtet Ihr das Christentum und die Kirche zugrunde und stärkt die Kräfte, die den gesellschaftlichen Frieden gefährden.

Für ein reines Polen

In meinen schwärzesten Träumen hätte ich nicht geahnt, dass ich das erleben würde. Die Regierung entwertet die Bedeutung der Solidarnosc und die Leistungen Polens nach dem Sturz des Kommunismus und meint, dass alles, was es an Gutem gibt, von ihr selbst stamme – soweit wäre es ja noch auszuhalten. Das Problem ist, dass jene, die Polen regieren, der Meinung sind, auf der anderen Seite befänden sich nicht Gegner oder Konkurrenten, sondern ausschließlich Verräter. Deshalb spuckt man auf sie und erfindet Verleumdungen. Deshalb sagt man: ,,Alles, was heilig ist, wird mit Füßen getreten, Polen wird geringgeschätzt, das sind Banditen, die fremden Interessen dienen.” Jetzt, da man mit den Institutionen, die Rechtsstaatlichkeit und Bürgerfreiheit wahren, kurzen Prozess gemacht hat, kündigt man an, nun würde mit Verrätern und Feinden abgerechnet – damit Polen rein, gerecht und katholisch würde. ,,Damit Polen wahrhaft Polen sei.”

Die einzige Kraft, die in Polen noch eine gewisse Autorität genießt, sind die Bischöfe. Daher bitte ich, nicht zuletzt im Namen vieler, die ähnlich denken: Bischöfe, tretet öffentlich aufl Es ist höchste Zeit, Ihr werdet jetzt gebraucht, und das dringend , in der Kirche, aber auch in Polen.

Von Quart magazine Nr. 4/2018, 21.1.201, übersetzt von Marlis Lami.